Gegen die Schachfreunde Plochingen holten wir am dritten Spieltag der Deutschen Schach-Online-Liga ein 2-2-Unentschieden. Ein interessantes Motiv kam in der Partie Elsner – Lommel aufs Brett: Weiß spielte in der Diagrammstellung 11.Se5xd7 und begann mit der Räumung der langen Diagonalen. Welcher Plan steckt dahinter?
Der Plochinger möchte auf der Diagonalen a1-h8 die störenden weißen Figuren entfernen. So kann der Läufer seine ganze Wirkung entfalten und Weiß startet den Angriff auf den König. Der ist von seinen Untertanen etwas allein gelassen.
Unsere Frage war ja, wie Schwarz darauf reagieren soll.
In der Partie geschah 11…Dd8xd7? 12.d4xc5!. Die Räumung wird mit Tempo abgeschlossen und der schwarze Springer ist nun nicht mehr von der Dame gedeckt – Weiß bekommt großen Vorteil: 12…Ld6xc5 (Mit 12…Ld6-e7 ist die Partie für Masochisten noch spielbar, aber Weiß hat einen Mehrbauern und Kompensation.) 13.Lb2xf6! reißt die Königsstellung auf. Gegen Dd1-g4 und Tf1-g2/g3 ist Schwarz machtlos. 13…Lc5xe3+ (13…g7xf6 14.Dd1-g4+ wie in der Partie) 14.Kg1-h1 g7xf6 15.Dd1-g4+ Kg8-h8 16.Dg4-h4! (Doppelangriff auf f6 und h7) f7-f5 17.Dh4-f6+ Kh8-g8 18.Tf1-f3+- Sehr stark gespielt!
Richtig wäre 11…Sf6xd7 gewesen um die Königsstellung intakt zu halten. Jetzt hat Weiß eine andere taktische Möglichkeit
Hau die Läufer rein!
Die Stellung ist prädestiniert für das doppelte Läuferopfer. Wer die Klassiker kennt, dem kommt das Motiv sofort in den Sinn. Wer nicht, dem sei dieser Artikel ans Herz gelegt. Das anschließende Turmmanöver wird hier instruktiv erklärt
Klar verloren ist Schwarz nach 12…b6xc5 (12…Tc8-c5 ist unnatürlich und wird analog bestraft) 13.Ld3xh7+! Kg8xh7 (13…Kg8-h8 ist nie eine Option wegen 14.Dd1-h5) 14.Dd1-h5+ Kh7-g8 15.Lb2xg7!! f7-f5 (15…Kg8xg7 16.Dh5-g4+ Kg7-h7 17.Tf1-f3+-) 16.Lg7-h6+- (16.Tf1-f3+-) und Tf1-f3 entscheidet.
Auch nach 12…Sd7xc5 folgt das doppelte Läuferopfer – Schwarz muss genau verteidigen um nicht sofort zusammenzubrechen: 13.Ld3xh7+! Kg8xh7 14.Dd1-h5+ Kh7-g8 15.Lb2xg7!! f7-f6 Der einzige Zug. (15…Kg8xg7 kann Schwarz nicht überleben. Mit Tf1-f3-h3 nebst Sd2-f3 bringt Weiß seine Figuren schnell in Stellung, während die schwarze Materialüberlegenheit nicht sinnvoll zu Rettung beitragen kann. 15…f7-f5 16.Tf1-f3 Tc8-c7 und der Läuferrückzug gewinnt!) 17.Lg7-d4+-) Die Nebenvariante liefert direkt die Begründung, warum f7-f6 für Schwarz rettet: Dem Läufer wird der Rückzug entlang der langen Diagonalen verwehrt: 16.Tf1-f3 Tc8-c7 17.Lg7-h6! Droht vernichtend Tf3-g3. 17…Tf8-f7 Alles andere ist sofort aus. 18.Tf3-g3+ Tf7-g7 19.Lh6xg7 Tc7xg7 Weiß hat den Turm und zwei Bauern für das Läuferpaar, dazu den sichereren König. Mir fiel es schwer das ausnutzen, der Computer findet 20.Tg3-g6!, der die Initiative erhält: Es droht Tg6-h6 und nach 21…Tg7xg6 22.Dh5xg6+ Kg8-f8 23.Ta1-f1+= bleibt Weiß die Angriffsseite.
Am besten für Schwarz ist 12…Ld6xc5, wonach Weiß zwar auch wieder das doppelte Läuferopfer zur Verfügung steht, aber das Remis durch Dauerschach nehmen muss: 13.Ld3xh7+ Kg8xh7 14.Dd1-h5+ Kh7-g8 15.Lb2xg7 (siehe Diagramm) f7-f5 (15…Lc5xe3+ 16.Kg1-h1=; 15…Kg8xg7 16.Dh5-g4+ Kg7-h7 17.Tf1-f3 Dd8-f6 18.Tf3-h3+ Df6-h6 19.Th3xh6+ Weiß hat die Dame für Turm und Läuferpaar und muss in der Folge die Flucht des Königs verhindern. In der Praxis schwierig.) 16.Tf1-f3 Kg8xg7 17.Tf3-g3+ Kg7-f6 Droht die Flucht über e7 nach d6. Jetzt wird deutlich, warum das Schlagen mit dem Läufer die beste Alternative ist. 18.Dh5-h7! Droht Matt mit Tg3-g6. Tf8-g8 19.Dh7-h4+ Kf6-f7 20.Dh4-h7+ und Remis.
Erst die doppelte Räumung der langen Diagonale, dann das doppelte Läuferopfer – nur verständlich, dass dem Schwarzen die Stellung schnell um die Ohren fliegen kann!