Dan statt Ken: Online-Cheating als Herausforderung für Schachvereine (II)

Die ewige Frage: Wie Cheating identifizieren?

Jede Debatte zu einem konkreten Cheating-Verdacht landet früher oder später bei der Frage: Woran erkennt man Cheating, wenn man gerade kein Foto des/der Verdächtigen zur Hand hat, das ihn/sie beim Befragen seines/ihres Smartphones zeigt? Es sollte klar sein, dass eine außergewöhnlich gute Performance an sich noch keinen hinreichenden Beleg darstellt. Denn dann würde es in der Konsequenz ausreichen, zur Entscheidung von Schachpartien „den Colt [auf den Tisch zu legen]“, wie Thorsten Cmiel sagt, sprich: Einfach im Vorfeld die ELO-Zahlen abzugleichen. Es sollte auch klar sein, dass eine nach den Standards von gängigen Analysetools fehlerfreie Partie (mit dem berühmten Prädikat „0/0/0“) nicht schon verdächtig zu sein braucht, nur weil sie nicht von einem Großmeister stammt:

Altach - Hendrich aus der DSOL (Screenshot: Chessbase Cloudserver)

Ein ganz anderes Level der Cheating-Überprüfung ist hingegen dort erreicht, wo sich Großmeister und erfahrene Trainer:innen zu verdächtigen Partien äußern und in einer Art Turing-Test versuchen, den gespielten Zügen ihre Herkunft (Mensch oder Maschine?) anzusehen. Meines Erachtens sollte keine Anti-Cheating-Kommission bei ihrer Arbeit darauf verzichten, standardmäßig solche Expertise hinzuziehen.

Ein Schach-Detektiv schießt aus der Hüfte

Freilich darf eine großmeisterliche Stellungnahme dann nicht so aussehen wie diejenige von Hikaru Nakamura im Fall chess.com vs. Tigran L. Petrosjan, welche mindestens drei typische Mängel aufweist:

  1. Keine angemessene Vorbereitung
    Was er überprüfen soll, ja, was überhaupt vorgefallen ist, bezieht Nakamura aus dem Chat seiner Follower. Die dadurch erhöhte Interaktion mit seinen Fans ist sicher ein Geheimnis seines Twitch-Erfolgs, kaum aber ein angemessener Ausgangspunkt für eine gründliche Analyse, in der es nicht zuletzt um die Reputation eines GM-Kollegen geht.

„Some allegations or something. I’m not sure what exactly.“

Nakamura sucht nach seinem Thema
  1. Ungesicherte Daten
    Anlässlich Petrosjans Caro-Kann-Schwarzsieg über Wesley So sagt Nakamura über den Armenier:  „[H]e’s not a Caro-Kann player, he never plays it“ (3:45). Die Information, dass ein 2600er-Großmeister im Duell mit den Besten der Welt einfach mal äußerst erfolgreich zu einer völlig neuen Eröffnung greift, ist natürlich hochgradig spannend und machte sogleich die Runde. Leider ist sie falsch. Petrosjan spielte seit 2007 mindestens 15-mal Caro-Kann gegen 1.e4 – nicht weniger als dreimal davon in der ProChess League 2020.
  2. Unreflektierte Methodik

    Um eine mögliche Enginenutzung aufzuspüren, stellt Nakamura die Züge Petrosjans zwei Vergleichsgrößen gegenüber: Einerseits seinem eigenen Schachverständnis (zweifellos eines der besten der Welt), anderseits den Vorschlägen des auf der verwendeten Schachplattform implementierten Programms. Beide Vergleichsgrößen setzt er dabei absolut. Dass andere Programme unter anderen Software- und Hardwarekonfigurationen evtl. andere Zugvorschläge generieren, kommt beim Verweis auf „the engine“ genauso wenig in den Blick, wie die Tatsache, dass andere Großmeister seine, Nakamuras, Einschätzungen nicht zwingend teilen. Zu Nakamuras entscheidendem Indiz, 20.Dd2 in der Partie Petrosjan – Domingez, äußert GM-Kollege Daniel Naroditsky nur ein schlichtes „understandable“ (2:20:54). 

Nakamura: "Qd2 is a weird move here for a human (...) f4 looks like the human move here. Qd2 is a very, very deep move, mmh, that will I say, Qd2 feels like one of these very deep finesse moves"
Naroditsky: "Qd2 - understandable"

Völlig unabhängig davon, ob Petrosjan, dessen Augenbewegungen jede durchschnittliche Klausuraufsicht alarmiert hätten, nun tatsächlich unerlaubte Hilfe in Anspruch nahm oder nicht (zu seiner Sicht der Dinge vgl. zuletzt hier), wird man zu Nakamuras Auftritt als Schach-Detektiv sagen müssen: So bitte nicht!

Leider kennt die Geschichte der Cheating-Skandale methodisch fragwürdige Untersuchungen wie diejenige des amerikanischen Top-Großmeisters zuhauf. Ihr positiver Effekt besteht immerhin darin, dass sie in der Schach-Community das Bedürfnis nach einer möglichst objektiven, evidenzbasierten und prinzipiell für jede:n nachvollziehbaren – kurz: wissenschaftlichen – Analyse des Cheating-Phänomens nähren.

Informationsdefizit

Doch beim Versuch, sich mit geprüften und verlässlichen Informationen zum Thema zu versorgen, stößt man als gemeine:r Schachfreund:in schnell an deutliche Grenzen. Das beginnt bereits bei der Grundfrage, in welchen Dimensionen man sich Online-Cheating im Schach überhaupt vorstellen soll. Zwar werden mit großem Selbstbewusstsein ganz unterschiedliche Schätzungen von „0,1%“ über „2-3%“ und „mindestens 5%“ bis hin zum Spraggett-Axiom (= mindestens 20% in jedem Turnier) vorgetragen, doch all diesen Angaben ist gemeinsam, dass sie nur auf persönliche Erfahrung, nicht aber auf eine anerkannte Studie verweisen können.

Selbst eine Bibliographie zum Thema, die über eine bloße Sammlung spektakulärer Cheatingfälle hinausginge, scheint es nicht zu geben. Der logische Ort für eine solche Ressource wäre hierzulande die Website der Anti-Cheating-Kommission des DSB – doch die noch sehr junge Kommission ist auf der DSB-Homepage selbst kaum zu finden. Ebenso könnte man an ChessTech, ein Gemeinschaftsprojekt von Stefan Löffler und Conrad Schormann, denken, das dem Thema gehaltvolle Beiträge widmet, gleich noch die nötige internationale Vernetzung mitbrächte und erst im Mai zu einem hochrangig besetzten Webinar einlud. Ein dritter Ort, an dem zumindest Eingeweihte ein Starter-Kit für Informationshungrige vermuten könnten, ist die viel zu wenig bekannte Schachbibliothek von Frank Blicker. In dieser fantastischen Sammlung kann ein großer Teil der erfassten Literatur sogar direkt als PDF heruntergeladen werden, doch leider: Zu „Cheating“ (und ähnlichen Suchbegriffen) gibt es gerade einmal drei Treffer.

Kurzum: Wer auch immer sich die Mühe macht, eine seriöse, frei zugängliche, am besten noch kollaborativ erweiterbare Literatur- und Materialsammlung zum Thema zu erstellen, darf sich des Dankes der Schachgemeinde gewiss sein.

Ken, der Cheating-Professor

Doch genug Lamento. Zumindest einen wissenschaftlichen Autor gibt es, dessen Namen jede:r einschlägig interessierte Schachfreund:in kennt: Kenneth „Ken“ Regan, Associate Professor am Department of Computer Science and Engineering der Universität in Buffalo und selbst IM mit einer aktuellen ELO von 2372. Überall dort, wo nach wissenschaftlichen Massstäben in der Cheating-Diskussion gefragt wird, taucht sein Name auf: Sei es im SPIEGEL, sei es im Anti-Cheating-Appell des FIDE-Präsidenten.

Im Besonderen steht Regans Name für den Versuch, Cheating mit statistischen Methoden nachzuweisen und so eine letztlich gerichtsfeste Basis für Sanktionen gegen mutmaßliche Cheater zu schaffen. Seine zweistufige Methode, welche die konkrete Arbeit (ca. 1:13:00) der Fair-Play Kommission  der FIDE prägt, entwickelte Regan in einer Reihe von wissenschaftlichen Aufsätzen, die auf seiner Homepage zugänglich sind.

Natürlich gibt es auch Versuche, Regans Ansatz allgemeinverständlich zu erklären: Einer wurde 2014 von Howard Goldowsky in Chess Life veröffentlicht, ein anderer – mit konkretem Bezug zur laufenden 4NCL Online League – erst kürzlich von Alex Holowczak in New in Chess. Die vielleicht prägnanteste Erklärung findet sich aber auf der Website eines Vereins – nämlich der des Downend & Fishponds Chess Club in Bristol.

How To Catch A Chess Cheater: Ken Regan Finds Moves Out Of Mind (Chess Life, Juni 2014)

Zweierlei Kritik

Trotz Anerkennung von höchster Stelle mangelt es nicht an scharfer Kritik. Für GM Alexander Grischuk ist Regans Ansatz vollkommen untauglich, enttarne er doch „nur die ganz Blöden, die die ganze Partie stumpf die erste Variante spielen“, während GM Evgeny Gleizerov meint, dass sich hinter dem „Schutznebel“ einer vermeintlich wirksamen algorithmusgestützten Cheater-Fahndung die wirklich gewieften Cheater umso besser verbergen könnten. Setze die FIDE in Corona-Zeiten weiter auf statistische Methoden à la Regan, orakelt Gleizerov, werde sich Schach „zu einer Version des Hütchenspiels entwickeln“.

Solche Radikalkritik, bei Grischuk gleich noch verbunden mit der Forderung nach einer „Schuldvermutung“, wird weder Regan noch der FIDE den Schlaf rauben. Paradoxerweise stellt eher die Abwesenheit von Kritik eine Herausforderung für Regans Ansatz dar, ist doch Wissenschaft dort am verlässlichsten, wo ihre Akteure intensiv miteinander diskutieren. Regans de facto Monopol im schmalen Forschungsbereich „Cheater-Erkennung im Schach mithilfe statistischer Methodik“ ist deshalb kein wissenschaftsstrategischer Optimalzustand, wenngleich an der Expertise und Integrität des amerikanischen Forschers nicht die geringsten Zweifel bestehen. Immerhin einen 2015 publizierten Aufsatz gibt es, der Regans Ansatz auf den Prüfstand stellt und zu Vorsicht mahnt, wobei David J. Barnes und Julio Hernandez-Castro en passant eine klare Botschaft an die Serverbetreiber senden (S. 59):

„An additional obstacle for researchers and progress in this area is that the numerous online chess servers that have developed their in-house techniques for detecting cheating have, in all cases, kept their methodology secret and seem unprepared to disclose any information publicly. This security by obscurity approach, as we have seen in so many other security fields, is destined to fail in the long term.“

Ein Kreis schließt sich

Bemerkenswert ist zudem, dass Regan unter Einsatz von Gesang und Poesie zu erzählen weiß (siehe Video unten), dass ihn ausgerechnet eine Anfrage eines ChessBase-Mitbegründers zur Skandal-WM 2006 („Toiletgate“) zwischen Vladimir Kramnik und Veselin Topalov zu diesem Thema gebracht habe. Denkt man an den ChessBase-Abschlussbericht zur DSOL, in dem betont wurde, dass statistische Methoden der Cheater-Erkennung im Blitzschach funktionierten, im Schnellschach (45+15) aber nicht mehr verlässlich seien, so kommt man unweigerlich ins Grübeln, warum eine 2011 für WM-Partien entwickelte und seitdem mehrfach für „lange“ Turnierpartien verwendete Methodik im Jahr 2020 plötzlich nur mehr für Blitz-, nicht aber für Schnellschach praktikabel sein sollte.

Der Widerspruch löst sich dann auf, wenn man die Differenz zwischen Offline- und Online-Schach berücksichtigt. Wie Regan selbst betont („statistical evidence is secondary to physical or observational evidence of cheating when judging a case“), ist ein statistischer Nachweis dort viel leichter möglich, wo er durch weitere Evidenzen (wie etwa ein verdächtiges Verhalten der/des Spieler:in) ergänzt und gestützt wird. Ein Umstand, dem auch seitens der FIDE Rechnung getragen wird (S. 23).

Dan, der Cheating-Professor

Neben Statistik und Informationstechnologie gibt es einen weiteren Bereich der Cheating-Forschung, der sich in den letzten beiden Jahrzehnten sehr dynamisch entwickelt hat, bislang von Schachspieler:innen aber nur wenig beachtet wurde. An der Schnittstelle von Wirtschaftswissenschaften und Psychologie angesiedelt, interessiert sich die Verhaltensökonomie für das Thema „Betrug“ – nicht zuletzt natürlich, um ökonomische Schäden von Unternehmen und Volkswirtschaften abzuwenden.

Für das Schach besonders interessant ist die große Rolle, die der menschliche Faktor in den Forschungsdesigns der Verhaltensökonom:innen spielt: 

  • Wodurch wird jemand zum Cheater?
  • Was begünstigt Betrug?
  • Was wirkt ihm entgegen?
  • Welche sozialen Zusammenhänge (z.B. Vorbildwirkung) gilt es zu beachten?

Einer der bekanntesten Vertreter dieser Forschungsrichtung ist Dan Ariely, Professor für Psychologie und Verhaltensökonomie an der Duke University, fasziniert von der Irrationalität menschlicher Entscheidungen und Autor des Bestsellers The (Honest) Truth About Dishonesty, indem er viele seiner Forschungsergebnisse einem breiteren Publikum erschließt. Arielys Standardexperiment basiert auf sogenannten Matrix-Aufgaben, bei denen die Probanden unter jeweils zwölf Zahlen genau zwei Zahlen finden sollen, die in ihrer Summe „zehn“ ergeben.

Während des Versuchs sollten die Probanden dann möglichst viele solcher Matrix-Aufgaben bewältigen und nach fünf Minuten selbst (ehrlich!) ihr erzieltes Ergebnis berichten, wobei sie für jede richtige Lösung am Ende des Experiments eine kleine finanzielle Belohnung erwartete. Durch Variationen der Versuchsanordnung fahndete Ariely nach Faktoren, die die Bereitschaft zum Betrug begünstigen oder vermindern. Zum Beispiel berichteten die Probanden, deren Ergebnisse direkt bei der Abgabe von der Versuchsleitung kontrolliert wurden, selbst von ca. drei gelösten Matrizen (belohnt mit je 2$), während jene Probanden, deren Ergebnisse nicht sofort kontrolliert wurden – und somit nachträglich „ergänzt“ werden konnten – das Lösen von im Durchschnitt ca. fünf Matrizen berichteten.

Welche Stellschrauben besitzen wir?

Bereits ein erster Blick auf die von Ariely gefundenen Faktoren macht unmittelbar deutlich, warum es für Schachspieler:innen – gerade in Vereinen – lohnend sein könnte, ein wenig Verhaltensökonomie zu lesen:

Quelle: mentalmodels4life

In der Mitte („Kein Effekt“) finden sich zwei Themen, die in Anti-Cheating-Diskussionen im Schach nicht selten als die entscheidenden Faktoren benannt werden: Ausmaß des monetären Gewinns und die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden. Rechts („Ehrlichkeitsverstärker“) stehen neben der guten alten Überwachung (sei es durch Menschen oder Technik) Formen der Erinnerung und Selbstverpflichtung – Dinge, die voraussetzen, dass im Vorfeld offen über Cheating gesprochen wird. Besonders spannend ist aber die linke Seite („Unehrlichkeitsverstärker“), wo man neben dem Klassiker „Erster Fehltritt“ und dem wichtigen Punkt „Erschöpfung“ ausgesprochen soziale Faktoren findet: Den „Nutzen für andere“ und die „Vorbildwirkung“.

Von den beiden letztgenannten Punkten macht der erste („Nutzen für andere“) darauf aufmerksam, dass es zu kurz greift, Cheater als pure Egoisten abzustempeln, die einfach den möglichen Schaden für ihren Verein billigend in Kauf nehmen. Vielmehr kann umgekehrt gerade der Wunsch, der eigenen Gruppe zu helfen, ein Motiv sein, zu unerlaubten Mitteln zu greifen. Der zweite Punkt („Vorbildwirkung“) ist vermutlich weniger überraschend, sollte aber nicht unterschätzt werden – Ariely und seine Kolleg:innen sprechen von der „ansteckenden“ Wirkung des Cheating und bemühen das sprichwörtliche Bild vom faulen Apfel.

Doch ein Info-Pool

Arielys Analysen fanden in der scientific community sowohl Zustimmung als auch Kritik (siehe z.B. hier und hier) und wurden von anderen Forscher:innen in unterschiedlicher Richtung fortgeführt. Besonders hervorzuheben ist dabei Francesca Gino, Professorin für Bussiness Administration in Harvard und Autorin von Rebel Talent: Why it Pays to Break the Rules at Work and in Life. Gino stellt auf ihrer Website nicht nur ein Bündel von eigenen Publikationen zur Verfügung, die das Thema „Cheating“ aus verschiedenen Perspektiven beleuchten, sondern beteiligt sich auch am Versuch, Präventionsstrategien zu entwickeln.

Darüber hinaus gehörte Gino zu jener Forscher:innengruppe, die 2013 mit dem Dogma, Cheating mache nicht glücklich und bringe keine Erfüllung, brach. Das Studienergebnis, dass Cheater sich (jedenfalls kurzfristig) glücklich fühlen, ging damals unter dem Stichwort „Cheater’s High“ durch das Feuilleton und wäre meines Erachtens ein weiterer wichtiger Baustein für jede Anti-Cheating-Strategie im Schach.

Diese wenigen Hinweise auf die verhaltensökonomischen Forschungen von Ariely, Gino und Co. müssen hier genügen. Nicht nur ein Blick in aktuelle Untersuchungen zu Cheating in Gaming-Kontexten (Schach als e-Sport!), auf sportethische Aspekte des klassischen Doping oder auf die Forschung zum Betrug in universitären Kontexten wären noch interessant. Wichtig war mir zumindest zu zeigen, dass es auch jenseits der (unverzichtbaren!) Diskussionen um Statistiken und Algorithmen gut zugängliche Forschungsergebnisse gibt, die für das Cheating-Problem relevant sind – und dabei den menschlichen und sozialen Aspekten der Problematik ungleich höhere Aufmerksamkeit schenken.

Statt eines Fazits: Fünf Fragen für die nächste Mitgliederversammlung

  1. Wollen wir uns als Verein mit dem Thema „Cheating“ auseinandersetzen?
    Für online aktive Vereine meines Erachtens ein no-brainer (vgl. Teil 1), bei einem „Nein“ sind die folgenden vier Fragen obsolet.
  2. Woher beziehen wir verlässliche Informationen?
    Am Stammtisch und in Forumsdiskussionen gibt es viele Cheating-Expert:innen. Doch eine Diskussion auf der Basis seriöser Forschungsergebnisse zu führen, ist nicht einfach. Zumindest solange, bis es eine allgemein zugängliche Infothek gibt, wird hier jeder Verein selbst Zeit und Energie investieren müssen. Warum nicht einmal mit Ralph Alt den Anti-Cheating-Officer des DSB zum virtuellen Vereinsabend einladen?
  3. Wie positionieren wir uns grundsätzlich?
    Sind wir eher Maximalisten oder Minimalisten (vgl. Teil 1)? Wie sprechen wir intern und nach außen über das Thema? Welche Abläufe und Informationsketten sind uns wichtig?
  4. Wo finden wir Verbündete?
    Schwierige und unangenehme Projekte brauchen Unterstützung; vernünftige Kontrollmechanismen den Blick von außen. Wo gibt es Vereine, die ähnlich an die Sache herangehen wie wir? Wie könnten wir uns austauschen und gegebenfalls kooperieren (vgl. Fragen 2 und 5)?
  5. Welche Präventionsstrategien wollen wir implementieren?

    Wie sollen unsere Jugendlichen, wie sollen Neuzugänge zu diesem Thema geschult werden? Welche Rolle spielt das Thema, wenn es darum geht, den „Schach-Führerschein“ bzw. die „Brettreife“ (Bauerndiplom etc.) zu erwerben? Der Hinweis der Krennwurzn auf die Haltung zum Spiel ist zweifellos wichtig und mit ihren zehn humorvollen Ratschlägen an potentielle Cheater hat die Deutsche Schachjugend einen allerersten Schritt getan. Dennoch bleibt für die Kreativität der vielen kompetenten Trainer:innen und Materialentwickler:innen noch viel zu tun – vielleicht ist es Zeit für einen Wettbewerb?

Danksagung
Dieser Beitrag ist nur möglich geworden durch vielfältige Unterstützung und Ermutigung. Mein besonderer Dank geht an „Datenkrake“ Tobias Grenz für immer neue Statistiken und den Hinweis auf Dan Ariely und Francesca Gino; an Ralf Nico Körber für offene Ohren in schwieriger Zeit; an Johannes Denzer für die Annahme des Beitrags für Grumbeerschach und die Mühen von Korrektur, Layout und technischer Umsetzung; an Max Jundt für die Übersetzung russischer Presse; an GM Sebastian Bogner für Einblicke in seine Praxis als Trainer und Gutachter; an die one and only Krennwurzn für geduldig beantwortete Emails; an die Bodenseeperlen für einen wichtigen Schreibtipp per Twitter; an Kineke Mulder  für ihren ungebrochenen Optimismus sowie last but not least an alle unbekannten Cheater, denen ich im virtuellen Raum begegnet bin und noch begegnen werde: Selbst die dunklen Seiten des Schachs offenbaren, welche faszinierende Erfindung dieses alte Spiel doch ist!

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