Die Deutsche Schach-Online-Liga ist vor einem knappen Monat zu Ende gegangen - allerhöchste Zeit für einen näheren Blick auf den Pfälzer Triumph in der vierten Liga.
Im Juni starteten sechs Pfälzer Teams in die DSOL (wir berichteten); die Hälfte schaffte es in die Finalrunde: Für den SK Landau war im Viertelfinale Schluss, für die Schachfreunde Birkenfeld im Halbfinale Endstation. Die zweite Mannschaft des SK Ludwigshafen 1912 kämpfte sich mit Siegen über den SC Ostertal und den ESV Gera ins Finale der vierten Liga. Das Duell dort gegen den SC Buer-Hassel endete 2-2 – die Gelsenkirchener hatten nach Berliner Wertung das Nachsehen. Ein denkbar knapper Triumph!
Verlagerung des SK Ludwigshafen 1912 ins Internet und die Rückkehr zum "echten" Schach
Andreas über die Online-Aktivitäten des SK Ludwigshafen 1912 während der Corona-Pause und den Entschluss die DSOL zu spielen:
Bereits kurz nach dem Lockdown haben wir begonnen, Aktivitäten im Internet aufzusetzen. Dazu gehörten Training für Jugendliche und ein Lichess-Teamraum. Da haben wir dann einige Wochen auch „Klubabende“ durchgeführt, inklusive Monatsblitzturniere. Allerdings war die Teilnehmerzahl vergleichsweise niedrig. Es waren ein paar sehr Interessierte, die immer da waren. Die meisten Klubmitglieder nehmen diese Internetangebote aber gar nicht wahr. Wir haben uns auch an den Angeboten bei playchess.com beteiligt wie beispielsweise der Deutschen Internetblitzmeisterschaft. An der Quarantäne-Liga haben wir nicht teilgenommen, das passte organisatorisch nicht. Bei der DSOL wollten wir dann unbedingt dabei sein und hatten auch zwei Mannschaften am Start. Unsere erste Mannschaft spielte in der 1. Liga. Wir konnten sogar unseren Internationalen Meister, Nderim Saraci, mehrfach einsetzen, was in der „echten“ Liga selten vorkommt. Das Internet macht es aber möglich. Mit der zweiten Mannschaft hatten wir anfangs keine großen Ziele, wir wollten mal mitspielen und gucken, was geht. Im Moment machen wir keine Internetangebote mehr, sondern führen seit einigen Wochen den Spielabend und das Jugendtraining im Klubheim wieder durch. Die Anlaufphase ist durchaus schwierig, weil der Besuch noch nicht so üppig ist.
… den harten DSOL-Kern und die wichtige Mittelachse:
Wir hatten sieben Spieler gemeldet, aber die Top 5 waren schon richtig heiß auf das Turnier. Wir haben bis einschließlich Runde 3 nach Rotationsprinzip gespielt. Die ersten beiden Runden konnten wir gewinnen und am dritten Termin haben wir dann gegen den damals Letzten verloren (Anmerkung: VfR Heisfelde). Da habe ich mich als Mannschaftsführer entschieden, die Rotation aufzugeben. Ab diesem Zeitpunkt war aber auch das erklärte Ziel: Endrundenqualifikation! Dafür mussten wir dann auch fast alles gewinnen. Und dazu war es besser, nicht jedes Mal in total anderer Aufstellung anzutreten. In der Endrunde war dann ja Pokalmodus – da haben wir dann „never change a winning team“ gespielt. Das ist bei den 12ern üblich, das machen wir auch im Rheinland-Pfalz-Pokal so. Wichtig für uns war, dass wir in der Mittelachse immer gepunktet haben. An Brett 2 und 3 haben Benjamin und Bastian Küver, die ich seit mehreren Jahren persönlich trainiere, gut eingeschlagen. Die beiden Jugendlichen haben die Corona-Phase genutzt und große Fortschritte gemacht. Sie haben auch während des Lockdowns alle Online-Angebote wahrgenommen und waren auch dort bereits sehr erfolgreich.
Pokalweisheiten und das Warten auf die Meisterfeier
Andreas über den entscheidenden Moment im Verlauf der DSOL und eine Pokalweisheit:
Entscheidend war aus meiner Sicht die Niederlage am dritten Spieltag. Danach war klar, dass jedes Spiel ein Endspiel sein wird. Das war jedem im Team klar. Aber natürlich hätten wir auch einmal zu viel verlieren können, dann wären wir raus gewesen – aber mich reizt diese Pokalsituation immer besonders. Den Pokal gewinnt ja üblicherweise die Mannschaft, die nicht verliert und nicht unbedingt die, die einzelne besonders spektakuläre Erfolge hat.
… die technischen Probleme, durch die DSOL auch eine Woche unterbrochen wurde:
Der erste Spieltag war eine absolute Katastrophe. Wir hatten zwei Mannschaften, alle hatten Probleme, alle haben bei mir angerufen und ich wollte auch selber spielen. Das war nicht schön. Ich habe mich dann auch per E-Mail beschwert und auch einige Verbesserungen vorgeschlagen. Nach der Pause lief dann alles gut durch und wir hatten fast keine Probleme mehr. Ab Spieltag 2 war ich zufrieden mit der Organisation. Genervt hat etwas, dass man immer die neueste Softwareversion aufspielen sollte. Ich denke, das ist ok für die Mannschaftsführer, aber da sollte man softwareseitig mehr Stabilität schaffen, damit einzelne Spieler deswegen am Turniertag keine Probleme haben.
… die Meisterfeier:
Wir haben noch nicht offline gefeiert, aber persönlich getroffen habe ich die meisten aus meinem Team schon wieder. Wir warten auch noch auf den Pokal – dann machen wir eine kleine Feier!
Transparenz als Maßnahme gegen Betrug
Andreas über das leidige Thema Cheating:
Das Thema Cheating ist schwierig. Ich wüsste nicht, wie ich mich dagegen wehren kann, wenn jemand schummelt – außer mich hinterher zu beschweren. Ich kann nachvollziehen, wenn der ein oder andere die Lust verliert, wenn seine Gegner überirdisch stark spielen. Man sollte nachschärfen; es wäre klasse, wenn man die Verdachts-Grauzone eingrenzen könnte. Wenn man die Metriken aus den Partieüberprüfungen öffentlich oder zumindest für die Mannschaftsführer nach jedem Spieltag zugänglich machen würde. Diese Transparenz könnte dafür sorgen, dass noch weniger geschummelt wird. Mir ist aber auch bewusst, dass man dem Denunziantentum auch nicht Tür und Tor öffnen darf.
… Cheating-Prävention im Verein:
Wir haben über Cheating und die Außenwirkung gesprochen – jeder vertritt ja auch den Klub!
Wir gratulieren dem SK Ludwigshafen 1912 nochmal herzlich zur Meisterschaft der vierten Liga und hoffen, dass der Pokal bald den Weg in die Pfalz findet!
Die Gewinnpartie im Finale
Andreas hat gemeinsam mit seinen beiden Schützlingen Bastian und Benjamin Küver die entscheidende Gewinnpartie im Finale für uns kommentiert:
„Im Finale hatte unser Gegner aus Buer-Hassel seinen stärksten Spieler an Brett 4 aufgestellt und holte da auch den vollen Punkt. Der Matchplan sah so aus, dass dann eben ein Sieg an einem höheren Brett hermusste. Das Konzept ging auf und so gewannen wir mit einem 2-2 nach Berliner Wertung. Den Siegpunkt holte Benjamin Küver an Brett 3:“